Aus Eins wird zwei

Mikesch

geb. ca 1991


    24.Juli 1998 - September 2002

 
  Mikesch , der Start war nicht ganz einfach . Als ich ihn im Troisdorfer Tierheim abholen wollte , war er gerade auf die Krankenstation gewandert. Probleme mit seiner Leber . Aber eine Woche später durfte ich ihn dann aber doch haben. Ein Riesen Kater , aber nicht gerade viel auf den Rippen. Er hatte eine Menge nachzuholen. Wenn Tiffi und er gefüttert wurden , widmete er sich unverzüglich ihres Napfes sobald sie genug hatte, um dann anschließend seinen eigenen zu leeren. Es war klar, das er ausgesetzt worden ist und draußen bei der Futtersuche längere Zeit nicht gerade erfolgreich gewesen ist . Wenn ich mir oben das allererste Bild von ihm betrachte , und dann mit den späteren Aufnahmen vergleiche : ist er nicht ein Prachtkerl geworden ?  
     
  Ziemlich schnell hatte er raus , das es ihm bei mir gut geht und er nichts mehr zu befürchten hatte . Ein Angsthase ist er jedoch die ganze Zeit gewesen . Sylvester z.B. ging er schon gegen 23.00 in seinen geliebten Flurschrank , obwohl nur in weiter Ferne ein einziges Böllern zu hören gewesen war . Etwa um 1.00 an Neujahr tauchte er dann wieder auf . Sein Schrank war halt sein Zufluchtsort . Mikesch hatte wirklich die Ruhe weg . Für ihn hätte ich meine Wohnungstür nicht verschließen müssen. Mikesch hatte doch seine ganz speziellen Angewohnheiten . Wurde es Abends Zeit zum Schlafengehen , verschwand er klammheimlich im Flur in den dortigen Wandschrank zum Schlafen . Später hatte er raus , das es auch andere gemütlich Schlafgelegenheiten in meiner Wohnung gab.  
   
  Schlief ich morgens doch ein bisschen länger , so konnte es brutal werden . Mikesch kam ins Bett und schaute erst einmal einen etwas länger an . Kam es dann zur keiner Reaktion von mir , so stupste er mich mit seiner Pfote ins Gesicht . Zum Schluss ging es dann ans Eingemachte : ein zärtlicher, aber energischer Biss in die Nase . Zwei Vampirzähne in die Nase , da bist du garantiert wach . Glücklicher Weise kam ich nicht allzu oft zu dem Vergnügen  
     
  Auch im Auspacken von Geschenken war er sehr geübt . Einmal war ich bei mir kurz einkaufen und hatte - Betonung liegt auf unten - im Leinenbeutel auch ein paar Schweinekotletts . Es klingelte an der Haustür, und so war ich kurz abgelenkt . Als ich wieder in die Wohnung kam war dieser Leinenbeutel fein säuberlich ausgeräumt und in der ganzen Wohnung verteilt worden . Und unterm Esstisch vergnügte sich Mikesch mit einem Kotlett , welches er in der kurzen Zeit schon zur hälfte vertilgt hatte . Rohes Schweinefleisch, verdammt noch mal . Ansonsten konnte ich ihm im Gegensatz zu Tiffi mit etwas Tatar eine riesige Freude machen . Das er so gerne Rindfleisch fraß , hat ihm dann wahrscheinlich auch mal das Leben gerettet.  
   
  Neben seinem bekannten Leber-Problemen , stellte sich ziemlich bald eine Nierenschwäche hinzu . Mit speziellen Diätfutter hatte wir das aber eigentlich ziemlich gut im Griff. Nur bei einem Anfall , wo ich aus Bequemlichkeit eine nähere Tierärztin ausprobiert habe war nach einer Woche sein Schicksal schon besiegelt . Mikesch fraß gar nicht mehr und es wurde ihm nur noch das Wochenende gegeben . Doch oh Wunder , er hat noch zwei Jahre gelebt . Er musste nur fressen , was war da schon egal . Also wurde Rinderfilet gekauft , und das war zum Höhepunkt der deutschen BSE-Krise gar nicht so einfach . Ich habe damals unterwegs so manche Metzgerei abgeklappert , bis ich für Mikesch sein frisches Rindfleisch hatte . Immer nur ein paar Stückchen , aber irgendwie kamen die Nieren doch wieder ans Arbeiten . Und so ist Mikesch noch einmal vor der Regenbogenbrücke abgebogen .  
     
  Mit höherem Alter wurde er noch ruhiger und genoss es lange zu schlafen . Schlafen , fressen und schmusen , das waren mit gesetzterem Alter seine Hauptaktionen . Ausnahme war der Balkon : nachts verbrachte er so manches Stündchen um den Sterne zu huldigen, und tagsüber wurde im Sommer gebruzzelt. Je wärmer es war, um so mehr hat er es genossen . Während Tiffi und später Tessi sich in den Schatten oder in die Wohnung verzogen, blieb er weiter in der Sonne liegen . Irgendwie musste er doch einige Gene seiner afrikanischen Vorfahren in sich gehabt haben . Trotzdem , so ganz dicht kann er also doch nicht gewesen sein . Nachts lag dann immer jeder von beiden in seinem Gartenstuhl auf einem weichen Polster , und genoss die nächtliche Luft und all die leckeren Insekten . Pfui Teufel .  
   
  Wenn ich auf den Balkon wollte , musste ich mir erst noch einen weiteren Stuhl mitnehmen . Aber was tut man nicht alles für seine Fellknäudel . Wenn man halt nur eine kleine Wohnung hat , muss man seinen Untermietern auch etwas bieten . Das bedeutet halt auch , das der Balkon in erster Linie für die Katzen ist , und dann erst - irgendwann - für den Miete zahlenden Zweibeiner . Auch Gelegentliche Ausflugsfahrten zu der Wohnung der Schwerstern gehörten dazu . Mit Tiffi und Mikesch habe ich das öfter gemacht . Der Zweck war , das sie nicht nur zum Tierarzt aus meiner Wohnung mussten . Die beiden haben diese Besuche auch sehr genossen . Nur als Tiffi gegangen war , hatte Mikesch eine derartige Angst die Wohnung zu verlassen , das ich es dann aufgehört habe . Er hatte mitbekommen , wie Tiffi ging und nicht mehr wiedergekommen ist . Da sage einer , Tiere hätten für so etwas kein Gespürr.

Im September 2002 ging er dann seinen Gang über die Regenbogenbrücke . Zum Schluss war der Krebs doch stärker als er .
 
     
  Mach es gut , Mikesch